Paul Cézanne: "Die Landschaft spiegelt sich, vermenschlicht sich, denkt sich in mir. Ich objektiviere und fixiere sie auf meiner Leinwand."

Das gilt auch für Anna von Glasow, die in Cézanne ihr wichtigstes Vorbild erblickt. Ihr Temperament, ihre Persönlichkeit und ihr Empfinden sind geprägt durch eine Ausbildung und berufliche Laufbahn, die auf klare Formen und exakte Proportionen, auf Balance und Ausgewogenheit setzt. Ihre Bilder sind figürlich: Es handelt sich um Landschaften, aus denen mitunter stillebenartige Details herausgegriffen sind. Sie gehen zurück auf unmittelbares Erleben und berühren ganz direkt durch ihre Stimmung. Aber vertieft man sich in sie, spürt man eine unauflösbare Spannung zwischen dem Großen und dem Kleinen, zwischen Raum und Fläche, Detail und Ganzem, zwischen gegenständlicher und abstrakter Lesart. Es gibt geschlossene Farbflächen ebenso wie rhythmisch bewegte Partien, die etwas Handschriftliches besitzen, in denen A.v.Glasow den Pinsel führt wie ein Kalligraph.

Wesentlichen Anteil an der intensiven Wirkung ihrer Malerei hat die Arbeit mit Eitempera, einem klassischen Verfahren, bei dem die Farben nicht einfach aus der Tube kommen, sondern handwerklich aus Pigmenten hergestellt werden, die man mit Ei oder Kasein bindet. Mit Hilfe dieses Verfahrens können besonders kraftvolle und leuchtende Farben erzielt werden, während die Oberfläche einen eigentümlich stumpfen Charakter bekommt. Diese Malerei drängt sich nicht auf, sondern zieht sich fordernd zurück. Es scheint, als seien die Bilder von einem inneren Glühen erfüllt. Insbesondere in den dunkleren, herbstlich anmutenden Tönen., etwa bei einem tiefen Blau, Violett oder Rot ist diese Wirkung zu beobachten. Es sind denn auch Farben, die die Künstlerin bevorzugt.

Es geht ihr um Harmonie und Spannung zugleich. Ihr Ziel ist es, die im Raum sich vor ihr ausdehnenden Elemente einer Landschaft auf der Fläche der Leinwand in eine dynamische Balance zu bringen. Dabei spielt sie das Helle gegen das Dunkle, das Bewegte gegen das Ruhige, Licht gegen Schatten, Farbe gegen Nicht-Farbe aus. Die gesehene Landschaft wird zum Anlass einer Komposition, die sich weitgehend vom Gesehenen lösen kann, in einer paradoxen Wendung aber immer dem ursprünglichen Erleben treu bleibt."

Dr. Roland Möning
Museum Kurhaus Kleve - Ewald Mataré-Sammlung
9.Oktober 2004


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